Was du Liebe nennst – und warum sie oft gar keine ist

Was du Liebe nennst – und warum sie oft gar keine ist

Was du Liebe nennst – und warum sie oft gar keine ist

Was du über Liebe gelernt hast, prägt, wie du sie heute lebst.

Alle reden von Liebe. Aber kaum einer weiß, was er da wirklich meint.

Wir sagen „Ich liebe dich“, „Ich will geliebt werden“, „Ich sehne mich nach Liebe“. Doch wenn du genauer hinschaust: Was meinst du wirklich damit? Willst du Geborgenheit? Aufmerksamkeit? Sicherheit? Versorgt sein? Oder einfach nur das Gefühl, gesehen zu werden?

Die meisten von uns reden über Liebe, ohne je hinterfragt zu haben, was sie darunter verstehen. Und noch weniger haben sich gefragt, woher dieses Verständnis kommt.

Wie deine Liebesprogrammierung entsteht

Schon als Kind lernst du, was Liebe angeblich bedeutet. Wenn du brav bist, bekommst du Zuwendung. Wenn du dich anstrengst, wirst du geliebt. Wenn du dich anpasst, bleibst du sicher.

So entsteht deine persönliche Liebesprogrammierung, unbewusst, still und leider sehr tief. Und genau diese Prägung nimmst du später in jede Beziehung mit.

Du suchst unbewusst nach dem, was du als „Liebe“ kennst. Vielleicht jemanden, der dich beschützt. Oder jemanden, den du retten kannst. Manchmal suchst du einfach nur jemanden, der dich so anschaut, wie du als Kind angeschaut werden wolltest. Oder jemanden, für den du alles erledigen darfst, wie früher für ein Elternteil.

Und das Verrückte: Selbst wenn du leidest, fühlt es sich irgendwie vertraut an. Weil du gelernt hast, dass Liebe wehtut und sie dir nicht einfach so gegeben wird.

Wenn Angst sich als Liebe verkleidet

Viele halten Aufopferung für Liebe. Sie geben, bis sie leer sind, und nennen das Hingabe. Sie verzeihen alles und nennen das Mitgefühl. Sie lassen sich kleinmachen und nennen das Demut. 

Andere verwechseln Liebe mit Drama. Wenn’s ruhig ist, wird ihnen langweilig. Also suchen sie Streit, Emotion, Intensität. Hauptsache, es fühlt sich lebendig an.

Und wieder andere halten Nähe oder Sex für Liebe. Dabei ist es Kontrolle. Besitzdenken. Die Angst, den anderen zu verlieren. Drum mache ich alles dafür und rede mir ein, wie schön es ist.

Wenn du genau hinschaust, ist das keine Liebe. Das ist Angst … Angst, nicht genug zu sein, verlassen zu werden, nicht zu genügen.

Diese Angst steuert so viele Beziehungen. Und solange du sie nicht erkennst, nennst du sie Liebe.

Liebe ist, wenn du nicht musst – aber willst

Liebe ist kein Vertrag. Kein Tauschgeschäft. Kein „Wenn du mich liebst, dann …“ Ich weiß, mit dieser Aussage trigger, nerve oder langweile ich dich inzwischen. Tja, solange du emotional darauf reagierst, lebst du es bis jetzt nicht. Dann ändere das mal hurtig, denn anders geht nichts mehr in der neuen Zeit.

Liebe ist, wenn du gibst, ohne dich aufzugeben. Wenn du bleibst, ohne dich zu verlieren. Wenn du (wirklich und nicht eingeredet) willst, aber nicht musst.

Echte Liebe lässt Raum. Sie braucht keine Beweise, keine Kontrolle, kein Besserwissen, keine Angst. Sie sagt: Ich bin hier, weil ich es will. Nicht, weil ich es muss.

Wenn du erkennst, dass du dich aus Mangel verbunden hast

Manchmal merkst du eines Tages, dass du den anderen nicht aus Fülle gewählt hast, sondern aus einem inneren Mangel. Vielleicht wolltest du jemanden, der dich endlich sieht. Oder jemanden, der dich hält, weil du dich selbst nicht halten konntest. Einen Papa, eine Mama, die dich versorgen.

Und dann, wachst du auf. Du siehst den Menschen, den du einst „geliebt“ hast, plötzlich mit anderen Augen. Nicht, weil er sich verändert hat, sondern weil du dich verändert hast. Ohja, so geht es manchem aus meinen Metamorphosis-Räumen, die zu sich zurückkehren und immer mehr, wie sie wirklich gedacht sind, werden.

Was früher nach Liebe aussah, fühlt sich auf einmal eng an. Das, was du einst gebraucht hast, brauchst du nicht mehr.

Vielleicht war dein Partner früher der starke Halt und jetzt willst du keinen Halt mehr, sondern Freiheit. Vielleicht war er dein Papa-Ersatz und jetzt merkst du, dass du längst erwachsen bist.

Diese Momente tun weh. Aber sie sind ehrlich. Und sie zeigen dir: Bewusstsein verändert Liebe.

Der Zwischenraum, wenn du erkannt hast, aber noch nicht weißt, wie weiter

Hier bleiben viele stecken. Du hast dein Muster gesehen. Du weißt, dass es nicht stimmt, was du bisher Liebe genannt hast. Aber wie geht’s dann jetzt weiter?

Dieser Zwischenraum ist unangenehm. Du bist nicht mehr die Alte, aber bis jetzt nicht die Neue. Du kannst nicht zurück in die Illusion, aber der Weg nach vorn ist noch unklar.

Das ist okay. Dieser Raum darf sein. Er muss sogar sein. Hier wächst das Neue. Hier darfst du nicht wissen. Hier darfst du zweifeln, zögern, dich orientieren und auf wackeligen Beinen weitergehen.

Das ist kein Scheitern. Das ist Reife im Werden, Gehen und Handeln.

Muss man sich trennen, wenn die Liebe geht?

Nein. Nicht immer. Manchmal geht es gar nicht darum, jemanden zu verlassen, sondern anzuerkennen, was ist.

Wenn du merkst, dass keine Tiefe da war, dann kannst du sie nicht herbeireden. Du kannst Nähe nicht erzwingen, wenn sie nie da war. Aber du kannst ehrlich werden. Und vielleicht etwas Neues daraus wachsen lassen.

Vielleicht bleibt ihr keine Liebenden, sondern werdet Weggefährten. Vielleicht lebt ihr in Zukunft anders, freier, ehrlicher. Vielleicht zieht einer aus und ihr bleibt trotzdem verbunden.

Gerade im späteren Leben ist das ein Thema, über das kaum einer spricht. Warum nicht Gemeinschaften bilden? Menschen um sich haben, mit denen man sich unterstützt, füreinander da ist, ohne diese alten Rollen von Paar, Ehemann, Ehefrau?

Vielleicht ist das die neue Form von Beziehung: kein Besitz, kein Drama, kein Muss. Sondern ein Miteinander auf Augenhöhe.

Aber sei dir bewusst: Diese neuen Formen zu leben, brauchen Mut. Sie stehen gegen alles, was dir über Beziehungen beigebracht wurde. Du wirst auf Unverständnis stoßen. Auf Fragen. Auf Ablehnung. Das ist der Preis für Authentisch sein.

Am Ende bleibt die Haltung

Vielleicht ist Liebe am Ende gar kein Gefühl. Sondern eine Haltung.

Eine Entscheidung, authentisch zu bleiben. Mit oder ohne den anderen.

Denn Liebe braucht keine Bedingungen. Sie braucht Bewusstsein. Und den Mut, hinzuschauen, wo du dich selbst verloren hast.

Wenn du beginnst, dich selbst zu lieben, ehrlich, ohne Masken, dann verändert sich alles. Dann musst du niemanden mehr retten. Und dich auch nicht mehr aufopfern.

Dann ist Liebe nicht mehr das, was du suchst. Sondern das, was du bist.

Hier geht es zu meinem Blogbeitrag: Begegnung in Eigenverantwortung

Weitere Impulse für deine Beziehung zu reflektieren, findest du in meinem Buch „Beziehung ist das Gegenteil von dem, was du denkst“ Die wenigsten schauen genauer hin, weil sie Angst haben, was sie sehen.

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