Katastrophen – Crisis – Tragödien

Katastrophen – Crisis – Tragödien

Im Grunde wollte ich ja vom Retreat am Gardasee berichten, doch ich fand einfach keine passenden Worte dafür. Das Retreat muss man erlebt haben und lässt sich kaum in Worte fassen. Ich kann es mit einem Satz (vielleicht) ausdrücken. Mir wurde sehr bewusst, was es wirklich bedeutet, dass wir nur das Hier und Jetzt haben. Ein Verweilen im Früher oder Später ist sinnlos. Ok. jetzt waren es doch zwei Sätze.

Als ich dann am Freitagabend, nach gefühlten Wochen mal wieder Nachrichten geschaut habe, war ich schockiert. Die Durchsagen von Lucas zu unserer Zeitqualität sind so schnell eingetroffen. Und weil wir ja alle in unserem Leben, hin und wieder in solche Situationen kommen, wo alles weg ist, handelt mein Blogartikel heute von diesen Situationen.

Katastrophen – Crisis – Tragödien

 

Katastrophen geschehen bestimmt tagtäglich auf unserer Welt. Es gibt die persönlich „kleinen“ Krisen und Tragödien im Leben eines Menschen und dann gibt es die „Krisen und Dramen“ im größeren Ausmaß.
Ich für mich kann dabei immer beobachten, die Distanz ist ein wichtiger Faktor. Etwas, was weiter weg ist, berührt mich nicht so, wie wenn es eben wie jetzt in Bereichen ist, wo ich sehr viele Menschen kenne. Für mich ist es schwer, Mitgefühl für etwas zu haben, was irgendwo am anderen Ende der Welt geschieht, außer, es sind Menschen dabei, die ich auch kenne oder ich an diesen Orten schon war. Doch wenn sich ein Drama eben um mich herum abspielt, dann bin ich sehr betroffen. Ob es dann um die „kleine Krise“ eines Menschen geht oder ob es eine größere Tragödie im Außen wie jetzt ist.

 

Letztendlich ist es nicht wichtig, wodurch wir alles verlieren. Es kann auch die Trennung, Scheidung, der Tod von einem Partner sein und alles ist weg was zuvor ein Zuhause (Haus), eine Sicherheit, ein Leben oder auch wichtige Gegenstände waren. Auch durch heftigste Erkrankungen verliert man vieles und es fühlt sich für die Betroffenen ebenfalls wie eine Naturkatastrophe an.  Eine meiner leider inzwischen verstorbenen Kundinnen, hat ihr ganzes Leben durch den Sohn verloren. Im Drogenrausch hat er seine Freundin erstochen. Die Ehe hielt dieses Drama nicht aus. Keiner wollte mehr in dem Haus leben und es ließ sich auch nicht verkaufen. Der Schicksalsschlag war so groß und erschütternd für sie, dass sie dadurch an Krebs erkrankte und starb.

Aus und vorbei

Ja, angesichts solcher Vorkommnisse, kann man das Gefühl haben, es ist alles vorbei und alles ist verloren. Doch es ist nicht wirklich wahr, denn das Leben geht weiter. So anstrengend, emotional und schwer es erst mal ist. Vielleicht kennst du solche Situationen, es passiert in deinem Leben etwas und du bist irgendwie geschockt, denn die Welt dreht sich unbekümmert weiter, obwohl es dir gerade den Boden wegreißt.

Ich habe mich zweimal aus Ehen getrennt in meinem Leben. Zweimal Häuser aufgegeben in denen ich zu Hause war. Zweimal Beziehungen mit allem Drum und Dran aufgelöst, die mir scheinbare Sicherheit gegeben haben. Doch für mich machen Gegenstände kein Zuhause aus. Mein Glück ist nicht an einen Ort oder Haus gebunden. Ich habe ganz andere Werte.

Den Wert und die Bedeutung gebe ich den Dingen und so sind wir selbst der entscheidende Faktor. In meiner Krise konnte ich genau beobachten, dass es an mir liegt, ob ich meine zweite Trennung aus meiner Ehe, die Trennung von bestimmten Menschen, die scheinbare Freunde waren,  als einen Zusammenbruch, ein Ende oder einen Neubeginn sehe. Ich habe irgendwann entschieden, nicht mehr auf das Verlorene zu blicken und das zu bejammern (was zuerst allerdings notwendig ist, denn der Schmerz muss raus), sondern mich darauf zu konzentrieren, Neues zu beginnen.

Wir sind die Sicherheit und unser Zuhause selbst.

Wir sollten uns immer bewusst sein, jederzeit können wir neu beginnen. Wir sind nie an Orte, Besitztümer oder Situationen gebunden. Wenn der Boden unter uns wegbricht, dann können wir woanders hingehen. Wir suchen uns einen stabileren Boden und beginnen von neuem, mit dem Vertrauen in uns selbst, mit dem was wir alles können und bis hierhin schon geschafft und bewältigt haben. Alles was uns wundervoll und wertvoll ausmacht, kann weder von Wassermassen weggeschwemmt werden und kann keine Trennung hinwegreißen. Wir sollten unsere Werte als Fundament unseres Lebens betrachten und das ist unerschütterlich und darauf können wir immer wieder neu aufbauen. Deswegen kann uns auch kein Corona Virus trennen, wenn wir uns auf unsere Werte weiterhin fokussieren.

Ohja, ich kenne auch die Einwände die sich sofort als „ja aber“ zeigen, wenn wir uns gerade inmitten einer Krise befinden. Da bäumt sich der Schmerz in uns auf und will davon erstmal gar nichts hören und wissen. Bei einem selbst ist es immer besonders schwer, besonders arg, sowieso das Schlimmste und ganz anders als bei den anderen. Wir sind immer ein ganz besonderer (schwerer) Fall.

Doch für mich waren diese Gedanken, dass ich an keinem Haus hängen muss und meine Werte sehr wertvoll, um mich aus meiner Trauer heraus auf den Weg zu machen.

Dafür brauchen wir Ruhe und Zeit, um Geschehenes zu verarbeiten. Es ist wichtig sich vom Schock zu erholen und sich und sein Leben dann neu zu sortieren. Doch meine wichtigste Erkenntnis in meiner Krise war, mich selbst und meine Leben nicht aufzugeben. Es gab kein Geheimrezept, keine spektakuläre Antwort, sondern nur die Erkenntnis: ich mache einfach weiter.

Was immer geschieht in unserem Leben, es geht tatsächlich immer weiter. Mach du also auch weiter. Egal, wie schwer es erst mal sein mag. Ich kann bestätigen, es lohnt sich, ich habe es erlebt.

Ich wünsche dir gutes Gelingen.