Die drei Ebenen, die du nicht mehr wegdrücken solltest
Die drei Ebenen …
… die du nicht mehr wegdrücken solltest.
Im letzten Beitrag hab ich über die drei Instanzen in uns geschrieben – Verstand, Herz, Körper – und wie Konflikte entstehen, wenn sie nicht im Einklang sind. Heute gehen wir einen Schritt weiter, wenn du willst. Nicht philosophisch, sondern praktisch. Denn es reicht nicht, zu wissen, dass es diese drei Instanzen gibt. Du musst sie erkennen können und das ist eine Herausforderung. Mitten im Moment. Wenn dein Nervensystem gerade durchdreht. Die meisten tun es erst, wenn die Situation vorbei ist.
Die drei Instanzen, das war der Überblick. Jetzt schauen wir genauer hin: Gedanke, Gefühl, Körperempfindung. Das sind die drei Ebenen, die du im Alltag auseinanderhalten musst, wenn du nicht ständig aus dir selbst herausfallen willst. Sprich: Du rastest aus, frierst ein oder flüchtest, und das kann unterschiedlich aussehen.
Es gibt Tage, da denkst du, du kippst innerlich gleich rückwärts aus dem Stuhl, obwohl objektiv rein gar nichts passiert ist. Und genau dann merkst du wieder, wie sehr dich dein Kopf verarschen kann, während deine Gefühle Samba tanzen und dein Körper verzweifelt versucht, auf die Bremse zu treten.
Das Problem ist nicht, dass du empfindlich bist. Das Problem ist, dass du nie gelernt hast, die drei Ebenen auseinanderzuhalten und vor allem dich selbst zu regulieren.
Gedanke – Gefühl – Körper
Das heilige Chaos-Trio oder, anders ausgedrückt: Drei Engel fürs Drama. Wenn du sie nicht sortierst, machen sie miteinander Schabernack und du hängst mittendrin.
Und genau deshalb spreche ich die Dinge so klar aus. Nicht, weil ich gern provoziere (okay, erwischt, manchmal doch). Sondern weil Klarheit oder Wahrheit der schnellste Weg ist, dein Nervensystem runterzufahren. Außerdem kannst du nichts integrieren, was du nicht benennst. Und du kannst nichts verändern, was du nicht verstehst.
Also, einmal tief durchatmen. Lass uns reingehen.
1. Gedanken … ich sage mal, die schlechten Netflix-Produktionen in deinem Kopf
Gedanken sind wie diese Filme, die du auf Netflix nach fünf Minuten abbrechen würdest, weil du genau weißt: Das wird nichts mehr. Da schaltest du aus, nur blöd, dass du den Film in dir, innerlich trotzdem weiterlaufen lässt, als hättest du einen Vertrag unterschrieben. Hast du?
Ganz ehrlich, Gedanken haben selten recht. Aber sie sind verdammt gut darin, überzeugend zu wirken, wenn du ihnen nicht auf die Finger schaust.
Beispiel: Du schreibst jemandem eine Nachricht, das Häkchen wird blau, Stille.
Gedanken: Na super, der ignoriert mich. Bestimmt hab ich wieder irgendwas Blödes gesagt. Vielleicht hätte ich noch vier Smilys mehr hinzufügen sollen. Bravo, Isolde.
Ein komplett unnötiger Gedankenzirkus. Und du sitzt in der ersten Reihe.
2. Gefühle – die ehrliche Ebene
Gefühle lügen nicht. Sie flüstern nicht. Sie sind da, Punkt. Einzige Herausforderung: Erzeugst du sie frisch durch deine Gedanken (deinem Ego) oder sind es eingespeicherte Programme?
Du musst sie nicht mögen, aber du musst sie kennenlernen. Viele Menschen verwechseln Gefühle mit Persönlichkeitsfehlern. Dabei sind es einfach nur innere Wetterumschwünge.
Beispiel aus dem gleichen Moment:
Gefühle: Unsicherheit. Dieses feine Brennen von Scham. Ein Mini- oder größerer Hauch Wut. Und der Wunsch, jetzt bitte sofort irgendwo Sicherheit herzuzaubern. Hex, Hex.
Gefühle sind nie das Problem. Dein Widerstand gegen sie ist das Problem.
3. Körper – der, der immer die Wahrheit raushaut
Dein Körper macht keine Dramen. Er kommentiert nicht. Er bewertet nicht. Er zeigt dir einfach, was grad Phase ist.
In dem Moment, in dem die Nachricht blau wird und keine Antwort kommt, passiert Folgendes:
Körper: Bauch zieht sich zusammen. Hitze schießt hoch. Schultern gehen hoch, als wär’s plötzlich Winter. Der Atem wird flach. Der Brustkorb eng, wie ein BH, der eine Nummer zu klein gekauft wurde.
Und dein Körper sagt: Hallo, Trigger und kein Weltuntergang.
Warum ich die Wahrheit so direkt ausspreche
Weil Wegdenken und Wegdrücken noch nie jemanden geheilt haben. Weil Schönreden eher schadet als hilft. Und weil Integration nur funktioniert, wenn du sagst, was wirklich da ist.
Es bringt nichts, wenn du sagst „Mir geht’s gut“, während dein Nervensystem schon die Evakuierung plant.
Wahrheit bringt Ordnung. Benennen beruhigt. Klarheit verbindet diese drei Ebenen wieder miteinander, sodass du nicht ständig aus dir selbst herausfällst.
Und genau das ist der Grund, warum ich dich jetzt frage, wenn du an eine bestimmte doofe Situation denkst: Was ist dein Gedanke? Was ist das für ein Gefühl? Was macht dein Körper?
Nicht, um dich zu analysieren. Sondern um dich nach Hause zu holen, zurück zu dir in deinen Körper, weg vom außen.
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt
Wenn du das sortierst, wenn du sagst: „Okay, mein Gedanke ist Panik, mein Gefühl ist Unsicherheit, mein Körper macht Alarm“, dann passiert etwas.
Du fällst nicht mehr rein. Du beobachtest.
Und allein das kann etwas verändern.
Das ist das, worüber ich letztes Mal geschrieben hab: Einsicht. Echtes Verstehen. Wenn du diese drei Ebenen wahrnehmen kannst und keinen Einheitsbrei daraus machst, entsteht von selbst Raum. Einfach weil du beginnst, zu durchschauen, was gerade wirklich passiert.
Das ist der Unterschied zwischen „Ich verstehe das jetzt intellektuell“ und „Oh, ich spüre es“.
Der Punkt ist:
Du kommst nur dann zu dir, wenn du diese drei Ebenen kennenlernst wie drei verschiedene Sprachen. Dein Kopf ist nicht dein Gefühl. Dein Gefühl ist nicht dein Körper. Und alles zusammen ist nicht automatisch die Wahrheit.
Aber wenn du’s sortierst, entsteht Frieden. Tiefer, echter Frieden. Und du hörst/spürst endlich wieder dich. Nicht die Serie in deinem Kopf.
Was du jetzt tun kannst
Das nächste Mal, wenn dich was triggert: Halt kurz inne. Frag dich:
- Was ist dein Gedanke?
- Was ist dein Gefühl?
- Was macht mein Körper?
Nicht analysieren, hilft nämlich nix. Nur benennen. Das reicht.
Falls du den Beitrag „Konflikte gehören zum Menschsein“ nicht gelesen hast, klick einfach auf den Link, also auf die rote Zeile. Da geht’s um das große Bild, hier um die Praxis. Zusammen wird es rund.
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