Es ist Abend.
Endlich kehrt Stille ein. Ich koche mir eine Kanne Tee, das ist für mich der Start für mein Ritual. Für mich der Zeitpunkt, an dem sich meine Gedanken legen – überschaubarer werden und danach rufen, dass ich sie sortiere und einordne in ein großes Ganzes. Ich sitze da und schaue scheinbar ins Leere, doch in Wirklichkeit, blicke ich aus meinem inneren Fenster nochmals über meinen Tag, der jetzt dann bald zu Ende geht. So gegen Ende meines Tages begebe ich mich in einen ganz besonderen Raum.
Meinen Raum.
Diesen Raum, den ich überall mit hinnehmen kann, er öffnet sich mir überall! Egal wo ich bin, egal wann.
Nur zwei klitzekleine Bedingungen müssen erfüllt sein: Dass Ruhe ist und ich mir Zeit nehme, denn die bekomme ich nicht, die muss ich mir nehmen.
Es ist mein Raum, den niemand betreten kann und darf, als durch mich. Ich bin die Hüterin meines Raumes und die Hüterin über das was und wer hineindarf. Ich halte ihn aufrecht und pflege ihn.
Doch der Raum, von dem ich hier spreche, ist nicht an meine Wohnung gebunden, aber er ist ein wichtiger Pfeiler meines schöpferischen Lebens.
Er ist mein Raum der Dankbarkeit
Seine Wände sind denkbar einfach gehalten: Sie bestehen aus klarem weißen, Papier und nur ich bin diejenige, die ihn mit Leben füllen kann – mit meinem Leben und ich fülle ihn mit roter Tinte aus meinem schönen Füller.
Mein Dankbarkeitsbuch ist mein Denk- und Schreibraum. In ihm bringe ich alles zur Sprache, was mich dankbar macht und mich Dankbarkeit fühlen lässt. Für ihn ist nichts zu banal, zu klein, zu groß, zu oberflächlich oder zu tiefgründig. Er fängt mich nach jedem Tag, durch den ich mich habe durchwühlen müssen, auf. Er ist mein Ziel am Abend, meine Ziellinie.
Mein Dankbarkeits-Raum, in dem durch mich Sinngebung stattfindet. Begeisterung sich entfacht um ins Universum zu leuchten. Hier kann ich die Perlen meines Alltagslebens auffädeln, durch die Worte, die ich schreibe, sie gewichten und aussortieren. Hier puzzle ich alles wunderbar Erlebte zusammen. Hier ein Lächeln, da ein lustiges und doch berührendes Gespräch, meine geniale Friseurin oder … oder …
Mein Dankbarkeits-Buch ist ein Raum, der seine Ordnung hat – eine Ordnung, die gut tut, die mir hilft, klarer zu sehen, zu denken und dann dankbar zu fühlen. Zwar besuche ich ihn am liebsten abends, aber er öffnet sich mir zu jeder Tages- und Nachtzeit, wenn ich ihn brauche.
Mein Ort der absoluten Freiheit! Denn meinem Raum ist es vollkommen egal ob ich einen Fehler mache. Ein Komma zu viel, zu wenig oder gar keines…ihn juckt es nicht. Wie genial!
Es ist mein wundervoller Ort, um herauszufinden, worauf ich meinen Fokus gerade ausgerichtet habe und wohin ich ihn lenken. Denn meine Begeisterung ist das geschrieben Licht, was das Universum lesen kann.
Mir ist es unerklärlich, dass andere einen solchen Raum aus Bequemlichkeit oder soll ich es Faulheit nennen aufgeben oder erst gar nicht entstehen lassen.
Wie sieht es aus mit deinem Raum? Gibt es da auch ein Buch oder etwas Ähnliches?
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